Kalchreuth schlägt Diepersdorf 3:0 - Eine Erlebnisgeschichte

Sonntag, 14:00 Uhr, Diepersdorf: Die Sonne scheint durch die schmalen Fenster der Gästekabine, vom Grill strömt feiner Bratwurstgeruch in die Katakomben. Zweites Rückrundenspiel, nächste Aufgabe für die Spieler des 1.FC Kalchreuth. „Jungs, der Platz ist klein“, sagt Stürmer Siefert. Er erkennt das sofort, die Plätze sind immer klein. Oder zumindest schmal. Aber eins von beidem auf jeden Fall. Tief ist er sowieso!


Die Mannschaftsbesprechung ist gerade vorbei und Dominik Eckert, von seinen Freunden nur Eckes genannt, lässt seinen Blick in der Kabine schweifen und sieht in fragende Gesichter. Der Trainer hatte soeben mit Edding auf den gefliesten Boden gemalt. „Geht das wieder weg?“, fragt sich Eckert. „Verdammt, das war doch nicht wasserlöslich“, zerbricht sich der 25-jährige weiter den Kopf .

Doch seine abschweifenden Gedanken ins Reich der Permanent-Marker wird jäh unterbrochen. „Der geht immer links vorbei...oder rechts!“, hat Trainer Oliveira den gegnerischen Schlüsselspieler analysiert. “110 Prozent abrufen“, schreit Co-Trainer Dörsch, und führt damit all die mathematischen Gesetze zur Prozentrechnung ad absurdum. Als der Trainer gerade dabei ist, den variablen Wechsel von 3er-Kette auf 5er-Kette mit einer diametral abkippenden 6 zu erklären, wird er jäh unterbrochen: „Gehen wir nochmal rein?“, fragt Schmitt. Schmitt fragt das immer. Bei jedem Spiel. Ob auswärts oder daheim. Er ist ein sensibles Wesen, der gerade vor dem Spiel ein hohes Maß an Sicherheit braucht. Automatismen sind wichtig für ihn und die Information, ob er vor dem Spielbeginn letzte taktische Anweisungen in der Kabine aufsaugen kann, ist für seine anschließende Leistung entscheidend. Und zu seiner Überraschung lautet auch dieses Mal die genervte Antwort seines Trainers „ja“.


„Hat jemand Tape?“, schallt es dann durch den Raum. Gefragt von Torwart Pogner. Pogner fragt das immer. Bei jedem Spiel. Ob auswärts oder daheim. Also leiht ihm ein Spieler erneut das teure Leukoplast-Tape für 15€. Pogner wird es leer machen. Wie immer. Er wird es nicht sagen. Wie jedes Mal.


„Kann man die Kabine absperren?“, ruft der Spielführer. Der Spielführer hat zwei Handys. Er ist besonders wichtig. Seine zwei Handys landen also mit all den anderen Wertsachen in einer Plastiktüte, souverän sauber gemacht und auseinander gefaltet von Linksverteidiger Kojic. Der hat keine Wertsachen. Aber immerhin die Tüte dafür.


Das Spiel beginnt und der FCK übernimmt das Kommando. Napolitano schießt aus 25 Metern weit am Tor vorbei. „War richtig so“, ruft Mahler. War es natürlich nicht. Der Schuss war so richtig scheiße. Das weiß Mahler. Das weiß auch Napolitano. Aber nützt ja nichts. Diepersdorf verteidigt gut und sorgt seinerseits für Entlastungsangriffe über die linke Seite. „Nur stellen!!!“, ruft Gressel laut. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass dieser friedensstiftenden Aufforderung zur sanften Zweikampfführung in neunundneunzig Prozent der Fälle ein brutaler Tritt in die gegnerischen Waden folgt, wie auch in diesem Fall, Freistoß Diepersdorf. „Am 16er ist Schluss“, ruft Held. Natürlich ist am 16er nicht Schluss. Wie immer. Doch der Freistoß verpufft, und im Gegenzug trifft Gressel zum 1:0 für seine Farben.


Die zweite Halbzeit dominieren die Gäste. „Immer der gleiche, Schiri, der hat schon gelb!“, schreit Huligan Bimpf nach einem Foul eines Diepersdorfer Mittelfeldspielers. Es war sein erstes Foul. Und eine gelbe Karte wurde heute in der ganzen Partie noch nicht gezeigt. Doch das ist nur Nebensache. Der FCK erhöht durch Weickmann und Giering auf 3:0 und nimmt drei Punkte mit auf die Alm.


Den Ergebnissen der anderen Partien lauschend ruft Schmitt euphorisiert: „Ich hab’s gewusst! Hüttenbach und Buckenhofen patzen.“ Er hat es natürlich nicht gewusst. Schwaig würde gegen Lauf verlieren, sagte er vor der Partie. Doch das macht nichts, die Mannschaft nickt anerkennend und stellt sich im Kreis auf.


„Irgendwann, irgendwann einmal, dann spielt Kalle international“, hallt es über den Sportplatz. „International“, Abteilungsleiter Erwin Igel reibt sich verwundert den Kopf. Hoffentlich hat sein FCK bis dahin den lang ersehnten Spindelmäher...

 

TORSCHÜTZEN

0:1 Gressel (29. Min.)

0:2 Weickmann (72. Min.)

0:3 Giering (82. Min.)

Bildergalerie

Bilder: Heidi Huber

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